Unser Kasten | Hymercar Grand Canyon, die subjektive Beurteilung eines Kastenwagen Novizen!

Vor gut einem Jahr haben wir unseren Kasten neu übernommen. Trotz einer veritablen Camping Vorgeschichte – meine Kindheit habe ich in USA wahlweise in Wohnmobilen und Wohnwagen verbracht, unsere eigene Familienhistorie der jüngsten Zeit wurde geprägt vom Dachzelt über kleinen Wohnwagen bis hin zum großen Wohnwagen! Was beim Wohnwagen fehlte war die tagtägliche Mobilität.
Vor ca. 2 Jahren haben wir dann zeitlich begrenzt einen Bavaria Camp Variego für ein ½ Jahr ausprobiert und waren grundsätzlich vom Kastenwagen mehr als angetan. Allerdings war die Lösung für 4 Personen in Form eines Doppelstockbetts in einem normal hohen Ducato nicht Unsere! Vor allem die eingeschränkte gefühlte Deckenhöhe war für uns Erwachsene eine echte Herausforderung. Gar nicht davon zu sprechen, wenn nachts mal einer raus musste, dann war Käferkrabbeln angesagt und am Ende waren alle wach. So oder so eine temporäre Lösung denn der Variego war nur gemietet.

Nach einiger Recherche haben wir uns dann als neue und langfristige Lösung für den Hymercar Grand Canyon entschieden.

Warum? Kurz und knapp? Ganz einfach: 4 Schlafplätze, Alltags taugliche (Berufsbedingt) Länge, Höhe und Fahreigenschaften, Toilette und Dusche, vernünftiges Preis/Leistungsverhältnis. Gerade die letzten 2 Punkte sprachen eindeutig gegen die üblichen VW oder Mercedesvarianten. Daher war der Ducato als Basis gesetzt. Bei der Länge war klar das die ganz kurzen Varianten nicht in Frage kommen, 4 Schlafplätze gibt es im Regelfall erst ab ca. 6m. Die Doppelstockvarianten fielen flach aus leidlicher Erfahrung. Die Hochdachvarianten wiederum hatten zwei Nachteile, Höhe des Fahrzeugs sowie die Hubbettvarianten der fehlende Aufenthaltsbereich, wenn das Bett unten ist. Also stand am Ende die Wahl fest, wir gehen Richtung Aufstelldach und entscheiden uns für den Grand Canyon!

Und nach einem Jahr? Alles richtiggemacht?

Ganz ehrlich? Ja zu 90%, mit wenigen Abstrichen können wir das so bestätigen.

Die gibt es, aber das ergibt sich aus der Erfahrung der letzten 12 Monate, nach ca. 45.000 km On the Road hat sich weniges gezeigt was wir heute anders bestellen oder ausstatten würden. Eine Dieselheizung anstatt Gas steht ganz oben, nicht nur wegen den Gasflaschen, sondern wegen der schnellen Alltagstauglichkeit, wir sind oft auch im Winter bei Sportveranstaltungen der Kinder wo man mal schnell auch für kurze Zeit die Heizung anschmeissen will, jedes Mal Kofferraum auf, Gasflaschen aufdrehen und vor allem hinterher dran denken wieder alles auszumachen nervt echt. Und wer mal nachts aufwacht weil die Gasflasche leer ist weiß wie unangenehm das ist. Und während der Fahrt die Heizung als Zusatzheizung nutzen geht auch nicht.
Wahrscheinlich würden wir uns auch für die Variante mit 6,30m (Yellowstone) mit Längsbetten entscheiden. Dafür gibt es auch einen einfachen Grund, wenn die Kleine im Winter bei uns schläft ist einfach mehr Fläche verfügbar und im Alltag machen die 30cm das Kraut auch nicht fett.
Die wirklich wenigen Details die uns am Grand Canyon nicht gefallen sind überschaubar. Der Tisch ist ein mittleres Armutszeugnis, die Schrauben der Ausklappscharniere haben sich schon nach 6 Monaten gelöst. Die Sitzfläche der hinteren Sitze und die Lehnen sind sogar für Kinder nicht ideal, leider sehe ich in diesem Bereich auch bei anderen Fahrzeugen keine besseren Lösungen. Die Schiebetür des Bades ist hakelig und etwas mühsam aufzukriegen, eine feste Tür wäre besser. Die Klappe für die Gasflaschen ist nicht zu öffnen, wenn ich den Platz unterm Bett für Gepäck komplett nutze, heißt man muss jedes Mal entweder ausräumen oder so packen das man dran kommt mit dem Ergebnis das der vorhandene Platz nicht komplett genutzt werden kann. Das gleiche gilt für die Auszugsschubladen und Fächer unter den Betten. Mich persönlich nervt am meisten die Taste für die Trittstufe, die ist so hervorragend angebracht das man beim Einladen über die Schiebetür regelmäßig ungewollt drankommt. Richtig gut wird es, wenn man dann mit seinem Schienbein davorsteht und die Stufe ausfährt, mehr als schmerzhaft! Der Rest überzeugt, die Verarbeitung ist i.O. es gibt viele Verstaumöglichkeiten und pfiffige Lösungen.
Beim Aufstelldach kann ich nur gutes berichten, die Kinder finden es top, die Leiter ist einwandfrei, der Zugang gut geregelt und die Leiter ist über dem Fahrerhaus gut verstaut. Dass das Aufstelldach nicht wintertauglich ist liegt in der Natur der Sache, das wussten wir vorher. In der Not ist man erfinderisch und wir haben uns letztendlich damit arrangiert das die Kleene (8) bei uns schläft und der Große (11) im Fahrerhaus auf einem Querbett von Camp Sleep (Testbericht folgt) ruht. Also passt alles.
Der Ducato muss bei viel Fahrerei mind. den 150 PS Motor haben, da bin ich aufgrund der beruflichen Nutzung etwas voreingenommen. Das Fahrerhaus passt, das Cockpit auch. Wir haben das von Hymer angebotene Navi von Zenec und sind damit sehr zufrieden. Die Fahreigenschaften sind für die Größe des Fahrzeugs absolut top, ich fahr damit täglich und bin auch in Großstädten unterwegs und fühle mich pudelwohl. Als Zugfahrzeug hat er sich auch schon bewährt. Der Verbrauch liegt im langfristigen Mittel bei knappen 11 Liter, auch damit sind wir mehr als zufrieden.
Unser Fazit: Es passt! Würden wir wieder so entscheiden? Nein, wir würden aber nahe dran liegen und lediglich in der Ausstattung neue Wege gehen. Also Thumbs Up für den Grand Canyon, der Yellowstone ist dennoch aus heutiger Sicht vom Grundriss die bessere Variante für uns!
Tags
Kommentieren

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert